Mobilität umdenken

Grüne Welle

Ohne einen schnellen Hochlauf der Elektromobilität wird Deutschland im Verkehr und auch insgesamt sein Klimaziel 2030 verfehlen. Es gibt keine Alternativen, die diese Lücke bis dahin füllen könnten.

Jens Bartels
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In Deutschland entsteht rund ein Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase im Verkehrssektor. Allein im Jahr 2022 wurden dort 148 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen, 60 Prozent davon durch Pkws und 40 Prozent durch Nutzfahrzeuge. Für die Elektrifizierung des Straßenverkehrs und das Erreichen der Verkehrs-Emissionsziele ist der Fuhrpark von Unternehmen ein wichtiger Hebel: Zum einen entfallen mehr als zwei Drittel aller Pkw-Neuzulassungen auf gewerbliche Halterinnen und Halter, zum anderen befinden sich die meisten Nutzfahrzeuge in Unternehmensbesitz. Immerhin befinden sich laut einer Studie der KfW die Unternehmen bei der Elektrifizierung ihrer Pkw-Flotten auf einem guten Weg. So war im Jahr 2022 jeder siebte Pkw in den Unternehmensfuhrparks voll elektrisiert (sieben Prozent) oder ein Plug-in-Hybrid (acht Prozent). Dagegen lag die entsprechende Quote bei privaten Haltern lediglich bei 2,3 Prozent (0,9 Prozent beziehungsweise 1,4 Prozent).

Mobilität umdenken und Anreize schaffen

Bei den reinen Elektroautos gehen vor allem kleinere Unternehmen voran. Während bei den Großunternehmen fünf Prozent aller Pkws voll elektrifiziert laufen, sind es bei den kleineren Unternehmen sieben Prozent. Bei Entscheidungen für oder gegen den Kauf klimafreundlicher Fahrzeuge spielten für die Unternehmen vor allem die Kosten eine wesentliche Rolle. „Unternehmen ziehen die Anschaffung eines energieeffizienten und klimafreundlichen Fahrzeugs in Betracht, wenn dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Antriebsarten langfristig gegeben ist“, sagt Fritzi Köhler-Geib. „Mit geeigneten Maßnahmen kann die Politik hier entsprechende Anreize schaffen und Fortschritte bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs erzielen“, so die Chefvolkswirtin der KfW weiter.

Mobilitätsbudgets anbieten

Klar muss auch sein: Dienstwagen sind im Grunde ohnehin der ideale Hebel, um die Antriebswende in die Breite zu tragen. Denn werden die Firmenflotten jetzt wirklich elektrisch, kommen in einigen Jahren zahlreiche Gebrauchte mit E-Antrieb auf den Markt. Alternativ zum Dienstwagen können Unternehmen mit Blick auf einen nachhaltigen Verkehr und auch im Sinne ihrer Mitarbeitenden übrigens noch viel mehr tun. So bieten immer mehr Unternehmen von Schleswig-Holstein bis Bayern inzwischen auch sogenannte Mobilitätsbudgets an. Egal, ob für Bus, Bahn oder Dienstfahrrad: So ein Budget können Beschäftigte in der Regel flexibel für verschiedene Verkehrsmittel verwenden. Gerade in den größeren Städten finden Mitarbeitende attraktiv, wenn sie die Wahl zwischen einem Dienstwagen, einer Bahncard 100 und einem Mobilitätsbudget für Carsharing, ÖPNV oder Dienstrad haben. Bei der Ausgestaltung der Budgets helfen automatisierte Lösungen als App oder Softwareanwendung dabei, den entstehenden Verwaltungsaufwand klein zu halten.

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Erschienen Dezember 2023 in Unsere Zukunft