Nachhaltigkeit in Unternehmen

Erfolgsfaktor Grün

Es schont Ressourcen, reduziert CO2-Emissionen und schützt die Umwelt – doch nachhaltiges Wirtschaften ist auch essenziell für den Erfolg und die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

Katharina Lehmann und Michael Gneuss
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Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig zu handeln, das finden mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen wichtig: So sehen 62 Prozent der befragten Führungskräfte und Personalverantwortlichen in der aktuellen Talent-Trends-Studie von Randstad Sourceright nachhaltiges Wirtschaften als bedeutende Dimension ihres Geschäfts. Besorgt sind sie jedoch hinsichtlich der Rentabilität nachhaltiger Initiativen. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten würden 60 Prozent der Unternehmen nachhaltiges Engagement hintanstellen. Bedenken wegen finanzieller Instabilität führen dazu, dass Umweltaspekte in solchen Phasen eine geringere Priorität haben.

Gleichzeitig legen 78 Prozent der Unternehmen Wert darauf, dass sich Lieferanten und Geschäftspartner nachweislich für Nachhaltigkeit engagieren; 62 Prozent würden gar die Zusammenarbeit beenden, wenn ein entsprechendes Engagement fehlt. „Wer Nachhaltigkeit nicht ganzheitlich, sondern nur als Schönwettermaßnahme umsetzt, entlarvt sich als unglaubwürdig“, mahnt Carlotta Köster-Brons, CSR-Koordinatorin von Randstad Deutschland. Überrascht zeigt sie sich allerdings davon, dass nur wenige Unternehmen Nachhaltigkeit als wichtiges Arbeitgeberkriterium begreifen. So seien lediglich 28 Prozent der Befragten der Meinung, dass nachhaltiges Wirtschaften wichtig für die Interaktion mit potenziellen Mitarbeitenden ist und deshalb Nachhaltigkeitsprogramme des Unternehmens aktiv kommuniziert werden müssen. Lediglich in der Kommunikation mit Kandidatinnen und Kandidaten der Gen Z würden 76 Prozent der befragten Unternehmen ihre Bemühungen als umwelt- und ressourcenschonendes, sozial und ethisch engagiertes Unternehmen herausstellen.

Mitarbeitende stärker in den Blick nehmen

Dabei fordern immer mehr Arbeitnehmende aller Altersstufen Nachhaltigkeit ein. Der jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) zufolge erwartet heute gut die Hälfte der Befragten (56 Prozent) von einem potenziellen Arbeitgeber, dass er auf Nachhaltigkeit achtet. Für zehn Prozent der Jobsuchenden hat das sogar Priorität. Dabei nennen 81 Prozent der Befragten zwischen 20 und 29 Jahren, die oft zum ersten Mal eine Stelle suchen, Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor bei der Jobwahl. Für 18 Prozent hat dieses Kriterium in dieser Altersgruppe sogar die absolute Priorität.

Und auch Verbraucherinnen und Verbraucher legen Wert auf Nachhaltigkeit. So geben einer Studie von LBBW Research zufolge etwa 50 Prozent an, beim Kauf darauf zu achten, dass Unternehmen sozial und ökologisch verantwortlich handeln.

Wettbewerbsvorteil Nachhaltigkeit

Überhaupt sei Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsvorteil: Wer sich konsequent nachhaltig aufstellt, spart Energie, Abfall und Ressourcen und senkt dadurch die Kosten, so die LBBW. Unternehmen, die nachhaltige Praktiken einsetzen, können ihre Umweltauswirkungen reduzieren und gleichzeitig ihre Effizienz und Wirtschaftlichkeit verbessern. Und mehr noch: Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen verbessern ihr Image, erzielen höhere Werte in der Zufriedenheit der Belegschaft und haben damit größere Chancen, Mitarbeitende langfristig zu binden und Nachwuchstalente zu rekrutieren. Untersuchungen der LBBW zeigen zudem, dass sich Nachhaltigkeit auch bei den klassischen wirtschaftlichen Kennzahlen positiv bemerkbar macht: Nachhaltig agierende Unternehmen der Konsum- und Handelsbranche verzeichnen demzufolge eine um durchschnittlich sechs Prozentpunkte höhere Ebit-Marge als die weniger nachhaltig operierenden Wettbewerber.

Nachhaltigkeit in Unternehmen birgt mehr Innovationskraft

Zudem zeigt eine Untersuchung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass grüne Unternehmen sich leichter tun, Produktinnovationen auf den Markt zu bringen. Demzufolge habe fast die Hälfte aller untersuchten grünen Unternehmen im Jahr 2021 Innovationen eingeführt; Spitzenreiter war der technologieorientierte Dienstleistungs- und Softwarebereich. Hier konnten 56 Prozent der Unternehmen mit Produktinnovationen aufwarten. „Die Untersuchung macht deutlich, dass Unternehmen, die seit ihrer Gründung viele Nachhaltigkeitsmaßnahmen eingeführt haben, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, Innovationsaktivitäten zu verzeichnen“, so Eline Schoonjans, Researcher im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“. All diese Aspekte sorgen in ihrem Zusammenspiel dafür, dass Unternehmen resilient werden und sich krisenfest und zukunftsfähig aufstellen.

Grafik: Wird es der Welt in den nächsten Jahrzehnten gelingen, dem Klimawandel wirksam zu begegnen?
Erschienen Dezember 2023 in Unsere Zukunft