Rohstoffwende in Deutschland

Wiederverwenden statt wegwerfen

Die deutsche Industrie steht vor einer Rohstoffwende. Nur durch konsequente Kreislaufwirtschaft kann sie weiterhin ihre eigene Versorgung und Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen und die gesetzlichen Ziele für Klimaschutz und Nachhaltigkeit erfüllen.  

Von Saskia Schumann
Bildquelle: isStock | MicroStockHub

Ob Verpackungsmaterial, Poster- und Füllstoffe oder gar Autos – viele Produkte lassen sich heute schon fast komplett aus recycelten Materialien herstellen. Kreislaufwirtschaft heißt das Schlüsselwort, das für viele Unternehmen die Zukunft bestimmen dürfte. Denn nur durch das konsequente Wiederverwenden wertvoller Ressourcen können Ziele der Versorgungssicherheit mit denen für Klima- und Umweltschutz verzahnt werden. Zudem machen geschlossene Stoffkreisläufe unabhängiger von kritischen und importierten Rohstoffen, um deren Verteilung immer härter gestritten wird. Kreislaufwirtschaft öffnet nicht zuletzt Märkte für hochwertige Recyclingmaterialien, effiziente Verwertungsverfahren und neue Geschäftsmodelle.

Noch ein weiter Weg

Doch von einer geschlossene Kreislaufwirtschaft ist die EU noch weit entfernt. Europaweit liegt die Circular Material Use Rate gerade mal bei 11,8 Prozent. „Würde man die Menge an eingesetzten Recyclingrohstoffen verdoppeln, könnten allein in Deutschland 60 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden,“ erklärt Herwart Wilms, Mitglied im Vorstand der Initiative Circular Economy des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Das entspräche etwa einem Drittel der CO2-Emissionen, die die gesamte Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse pro Jahr in Deutschland einspart.

Das Problem: Für Produkte, die ihr Lebensende erreichen und verwertet werden könnten, liegen bisher kaum Informationen über deren Herstellung, stoffliche Zusammensetzung und Verwertungsmöglichkeiten vor. Deshalb gelte es nun, Werkstoffe nicht nur klimaverträglich, sondern vor allem recyclingfreundlich zu produzieren – und das in allen Bereichen, vor allem aber bei Materialien wie Verpackungs- und Füllstoffe, die nur kurz zum Einsatz kommen.

Erschienen Dezember 2021 in Nachhaltiges Deutschland