Nordrhein-Westfalen  |  Mitarbeiterbindung

Werkstolz und Flexibilität im Mittelpunkt

Deutsche Unternehmen machen nicht genug, um Mitarbeitende langfristig zu binden. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels hat das enorme Brisanz.

Saskia Schumann

Rund 60 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland seien mit den Angeboten der Mitarbeiterbindung in ihrem Unternehmen unzufrieden, so das zentrale Ergebnis einer Studie der Personalberatung Pawlik Consultants in Zusammenarbeit mit dem rheingold Institut. Darunter sind 35 Prozent, die angeben, dass ihr Unternehmen gar keine Bindungsangebote macht, und 25 Prozent, die meinen, das Angebot könnte besser sein. Besonders brisant: Bis zu 39 Prozent sind offen für den Wechsel oder schon dazu entschlossen.

„Mitarbeiterbindung hat für Unternehmen angesichts der derzeitigen Transformationsprozesse und des Arbeitskräftemangels eine große strategische Bedeutung“, mahnt Joachim Pawlik, CEO der Pawlik Group. Doch die Arbeit im Homeoffice und die wachsende Verunsicherung durch den Ukrainekrieg und andere Krisen erschwerten traditionelle Bindungsprozesse. Die Studie habe aber gezeigt, dass Bindungsdefizite vielen Arbeitnehmenden nicht bewusst sind und daher auch kaum artikuliert werden. „Bindung erodiert leise.“

Sechs zentrale Bindungsfaktoren

In tiefenpsychologischen Interviews hat die Studie sechs Kohäsionsfaktoren ermittelt, an denen Führungskräfte für einen besseren Zusammenhalt im Unternehmen ansetzen können. Am wichtigsten sind der Mehrheit der Befragten demzufolge „Werkstolz“ und „Flexibilität“. Je zwei Drittel der Mitarbeitenden wollen, dass ihr eigener Beitrag zum großen Ganzen erkennbar ist (Werkstolz: 68 Prozent) und dass ihr Arbeitgeber ihnen die Vereinbarkeit von privater und beruflicher Entwicklung ermöglicht (Flexibilität: 66 Prozent). Die weiteren zentralen Kohäsionsfaktoren sind der „Teambezug“ (58 Prozent), „Wertschätzung“ durch einen festen Platz im Unternehmen (53 Prozent), eine „klare Unternehmensmission“ (51 Prozent) und „individuelle Weiterbildung“ (48 Prozent).

Für Unternehmen wird es also höchste Zeit, an diesen sechs Stellschrauben anzusetzen, wollen sie auch künftig im Kampf um die besten Talente bestehen und diese vor allem langfristig an sich binden.

Erschienen April 2023 in Karriere 2023