Nordrhein-Westfalen  |  Job-Coaching

Mit dem Profi in den Beruf

Die Coronapandemie hat vor allem Jugendlichen den Start ins Leben und in den Beruf schwer gemacht. In Nordrhein-Westfalen helfen Job-Coaches, die Folgen abzufedern.

Katharina Lehmann
Bildquelle: OJO Images / Chris Ryan

Matthias Kleeb hatte während der Pandemie über 100 Bewerbungen für eine Ausbildungsstelle zum IT-Systemelektroniker geschrieben, aber nur Absagen bekommen. Die 17-jährige Jennifer Kamps merkte nach einem einjährigen Pflegepraktikum während der Pandemie, dass der Pflegeberuf für sie emotional zu belastend war. Wie ihre berufliche Zukunft stattdessen aussehen sollte, wusste sie aber nicht. Und auch für Jerome Benedict Döring war die Suche nach einem Ausbildungsplatz im Straßenbau während der Pandemie ein schier aussichtsloses Unterfangen. Wie den drei jungen Menschen erging es vielen Schulabsolventen in den vergangenen Jahren. Corona und die damit einhergehenden Beschränkungen machten ihnen den Start ins Berufsleben schwer.

Aus diesem Grund hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales zum 1. April 2021 das Projekt „Kurs auf Ausbildung“ ins Leben gerufen. Während der 18-monatigen Projektlaufzeit verhalf ein speziell zugeschnittenes und gefördertes Job-Coaching insgesamt 1.170 ausbildungsinteressierten jungen Menschen zu einer beruflichen oder schulischen Ausbildung oder einem dualen Studium. Aufgrund des Erfolgs des Projekts wird zum Juli 2023 das neue Programm „Ausbildungswege NRW“ aufgelegt, in dem Expertinnen und Experten zusammen mit jungen Menschen durch ein flächendeckendes bedarfsorientiertes Job-Coaching eine Ausbildungsperspektive entwickeln. Zugleich erhalten Unternehmen Unterstützung bei der Besetzung ihrer offenen Ausbildungsstellen und somit bei der Versorgung mit Fach- und Arbeitskräftenachwuchs.

Job-Coaching – Gut vorbereitet zum Vorstellungsgespräch

„Wir erleben oft das Phänomen, dass junge Menschen schon wissen, wo ihre Interessen liegen, aber sie können nicht immer richtig einschätzen, welcher Beruf genau ihren Vorlieben und Fähigkeiten entspricht“, erklärt Carlos Ribes, der als Job-Coach beim Anbieter Konzept Bildung und Services für das Programm aktiv ist. Dabei geht er ganz systematisch vor, klärt im Erstgespräch die persönliche Vorgeschichte und hört sich ganz offen und neutral die Berufswünsche der jungen Menschen an. Nach dem Profiling, einem vierstündigen standardisierten Test, sind dann die Stärken und Schwächen der Jugendlichen oft klar, der Job-Coach kann bei der konkreten Berufsauswahl beraten. Wichtig ist auch, die Bewerbungsunterlagen zu optimieren. „Dazu lasse ich mir immer noch mal ganz detailliert alles über den bisherigen Lebenslauf erzählen. Dabei stelle ich oft fest, dass junge Menschen leicht zum Beispiel einen kleinen Nebenjob während der Schulzeit vergessen, der jedoch bei Bewerbungen vor allem in mittelständischen Betrieben von größerer Bedeutung sein kann“, erzählt Ribes. Und schließlich bereitet der Coach die jungen Menschen auf das Vorstellungsgespräch vor. Geklappt hat das auch bei Matthias, Jennifer und Jerome Benedict – sie lernen nun IT-Systemelektroniker, Tischlerin und Straßen- und Kanalbauer.

Erschienen April 2023 in Karriere 2023