Nordrhein-Westfalen  |  Personalmangel in der Pflege

Fast 24.000 Pflegekräfte gesucht

Der Personalmangel in der Pflege verschärft sich weiterhin. Fachkräfte werden in allen Bereichen gesucht.  

Von Katharina Lehmann
Bildquelle: iStock / Dean Mitchel

Allein in Nordrhein-Westfalen waren im Jahr 2019 rund 23.760 Vollzeitstellen in der Pflege unbesetzt – fast doppelt so viele wie noch 2016/17, so das Ergebnis des Reports „Landesberichterstattung Gesundheitsberufe“, der im Auftrag der Landesregierung NRW erstellt und Anfang November dieses Jahres in Düsseldorf vorgestellt wurde. Demzufolge liege der Sofortbedarf an Pflegepersonal bei mehr als 10.000 Fachkräften. Insgesamt fehlten in der Gesundheits- und Krankenpflege rund 13.500 Kräfte, in der Kinderkrankenpflege etwa 1.450 und in der Altenpflege rund 8.800.

Druck durch demografischen Wandel und Corona

Zwar stiegen die Ausbildungszahlen in den Pflege- und Therapieberufen im Berichtszeitraum um rund 1.890 auf einen Höchststand von 17.078. Den größten Zuwachs gab es dabei in der Gesundheits- und Krankenpflege mit zusätzlich 833 Schülerinnen und Schülern. In der Altenpflege stieg die Zahl der Auszubildenden um 340. Auch in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie werden immer mehr Fachkräfte ausgebildet.

Der Druck auf die Einrichtungen bleibe aber trotz der steigender Ausbildungszahlen hoch. Denn allein über die Ausbildung lasse sich eine Stabilität der Versorgungsstrukturen nicht sichern. Das liege vor allem am demografischen Wandel. So seien allein in den ambulanten Diensten 40 Prozent aller Pflegekräfte älter als 50 Jahre. Und auch in den anderen Pflegebereichen stünde ein Großteil der Mitarbeitenden kurz vor dem Renteneintritt.

Personalsituation weiter angespannt

Und Corona verschärft die Situation zusätzlich: Zwar habe die Pandemie nicht dazu geführt, dass Pflegekräfte reihenweise aus Krankenhäusern oder stationären Einrichtungen austreten., zeigen aktuelle Arbeitsmarktdaten bis 2021. Aufgrund der massiven Belastungen hätten zahlreiche Pflegekräfte jedoch ihre Arbeitszeit teilweise deutlich reduziert. So war die Zahl der Intensivbetten bis Mai dieses Jahres aufgrund des Personalmangels allein in NRW von 7000 auf 6690 zurückgegangen – ein Minus von 4,4 Prozent, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeit sei im gleichen Zeitraum von etwa 5000 auf aktuell knapp 4860 gesunken. Als eine Ursache für die Bettensperrungen in den Kliniken nannte das Ministerium „die Personaluntergrenzen, die während der Pandemie zeitweise ausgesetzt waren, aktuell aber wieder in Kraft sind“. Wesentlicher sei jedoch „der generelle Personalmangel in der Intensivpflege, der auch schon vor der Pandemie bestand“.

Helfen können nach Ansicht des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wie die 35-Stunden-Woche. Gleichzeitig soll die Ausbildung in der Pflege attraktiver werden – helfen sollen dabei eine Ausbildungsgarantie und künftig auch Ausbildungsvergütungen. Auch die Schulgeldbefreiung habe bereits zu einer höheren Zahl von Auszubildenden geführt.

Zudem müsse die Fachkräftelücke durch Anwerbung von Pflegepersonal aus dem Ausland geschlossen werden. So würden jedes Jahr zwischen 3.000 und 3.500 Berufsanerkennungen für Pflegefachkräfte aus dem Ausland ausgesprochen.

Erschienen Dezember 2021 in Karriere 2022