Energiekooperationen

Mehr Wind machen

Die hohen Energiepreise in Deutschland könnten endlich die Energiewende vorantreiben. Denn ein beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren Energien verringert die Abhängigkeit insbesondere von Erdgasimporten. Zugleich wird künftig als Alternative zu fossilen Brennstoffen grüner Wasserstoff an Bedeutung gewinnen.

Jens Bartels
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Russlands Krieg gegen die Ukraine rückt in Deutschland die Energieversorgung und die Verwundbarkeit der Wirtschaft ins Rampenlicht. Nun zeigt der Thinktank Agora Energiewende im Rahmen einer Studie nachhaltige Wege aus der Krise auf. Demnach könnte Deutschland mit einer Investitionsoffensive im Umfang von 92 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und strombasierte Technologien die fossile Energiekrise strukturell überwinden. Ein solches Maßnahmenpaket würde sich nach Berechnungen des Thinktanks durch die eingesparten Ausgaben für fossile Energieimporte vollständig selbst tragen, denn den erforderlichen Haushaltsmitteln stünden Einsparungen bei Öl- und Gasimporten in Höhe von 160 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 15 Jahren gegenüber.

Marktdynamik nimmt zu

Damit würden auch Deutschlands Chancen steigen, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 80 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien bezogen werden. Das 80-Prozent-Ziel bedeutet eine massive Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Dieser Ausbau geht allerdings nach wie vor nicht so schnell vonstatten wie nötig. So verlief etwa der Ausbau der Windenergie in Deutschland in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 verhalten, zeigte aber immerhin im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Wachstum. Zugleich warteten noch weitere Herausforderungen auf die handelnden Akteure: Beispielsweise steht nach wie vor der Netzausbau von Tausenden Kilometern von Stromleitungen oder der wasserstofftaugliche Umbau der Gas- und Wärmenetze an.

Energiekooperationen nötig

Denn der aus Wind oder Sonne erzeugte sogenannte grüne Wasserstoff wird ein wichtiger Baustein der Energiewende sein. Er soll in Zukunft nämlich gerade in Bereichen eine elementare Rolle spielen, in denen fossile Brennstoffe auf absehbare Zeit nicht durch grünen Strom ersetzt werden können. Dazu zählen energieintensive Branchen wie die Stahl- oder Chemieindustrie. Allerdings wird Deutschland nicht in der Lage sein, selbst ausreichend grünen Wasserstoff herzustellen. Entsprechend benötigt die Bundesrepublik Energiekooperationen, etwa mit afrikanischen und südamerikanischen Ländern, um dort nachhaltigen Wasserstoff günstig zu produzieren.

Erschienen Dezember 2022 in Zukunft Deutschland