Nachhaltige Mobilitätslösungen

Alle Wege führen zum Dom

Städte stehen unabhängig von ihrer Größe vor der Herausforderung, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten. Entscheidend für den Erfolg ist ein großes Angebot an unterschiedlichen Mobilitätslösungen, bei der sämtliche Transportmittel mit einbezogen werden. Digitale Instrumente helfen oft bei der Umsetzung der zahlreichen Ideen.

Von Jens Bartels
Bildquelle: isStock | IGphotography

Karlsruhe, Berlin oder Ludwigsburg: Quer über das Land verteilt lassen sich nachhaltige Ideen für eine neue Mobilität entdecken. So richtet die Stadt Karlsruhe aktuell im Rahmen eines Modellprojektes an zwei Kreuzungen eine dauergrüne Ampel für Fußgänger und Radfahrer ein. Nur wenn sich Autos nähern, wechseln die Ampelanlagen von Grün auf Rot. In Berlin dagegen wird die bekannte Friedrichstraße auf einem rund 500 Meter langen Abschnitt dauerhaft zu einer autofreien Flanier-Meile und sorgt für ein großes Plus an Aufenthaltsqualität. Schließlich werden in Ludwigsburg Straßenlaternen an einzelnen Wegen nur dann heller, wenn sich Fahrräder oder Fußgänger nähern. Smarte Straßenlaternen können im Prinzip noch mehr: Sie sind auch als öffentliches WLAN, Ladestation für E-Fahrzeuge und Pedelecs oder Messstelle für Lärm und Luftqualität einsetzbar.

Neue Dienste nutzen

Die Beispiele zeigen: Für den smarten und umweltfreundlichen Verkehr der Zukunft setzen Kommunen auf viele unterschiedliche Mobilitätslösungen. Grundsätzlich haben neue Mobilitätsangebote in der Bevölkerung einen guten Ruf. So stehen laut einer repräsentativen Befragung des Digitalverbandes Bitkom 80 Prozent der Befragten Ride Pooling und 69 Prozent Ride Hailing grundsätzlich positiv gegenüber. Beim Ride Pooling fahren Menschen mit einer ähnlichen Route ganz oder auf Teilstrecken zusammen, beim Ride Hailing wird per App ein Wagen mit Fahrer bestellt. Und auch Sharing-Angebote werden weit überwiegend positiv beurteilt: So sagen 79 Prozent der Befragten, Sharing ist eine umweltfreundliche Alternative zu bestehenden Angeboten. Insgesamt meinen drei Viertel (75 Prozent), dass neue Mobilitätsangebote einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Hamburg ist Vorreiter

Im Idealfall sollten Städte bei ihren Mobilitätsangeboten sämtliche Transportmittel auf einer digitalen Plattform bündeln und sie intelligent durch eine App verknüpfen, angefangen von Bus und Bahn über E-Bikes bis zum E-Scooter. So können Nutzer mit nur einer Anwendung je nach individuellem Bedarf die Verkehrsmittel ihrer Wahl buchen und bezahlen.

Besonders viele innovative Mobilitätsangebote finden Interessierte übrigens in Hamburg. Dort rollt seit 2019 ein automatisierter E-Kleinbus auf einem rund zwei Kilometer langen Rundkurs durch die „HafenCity“. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, auf welche Weise autonome Kleinbusse den ÖPNV-Einsatz attraktiver machen können. Zugleich testet die Hansestadt das automatisierte und vernetzte Fahren im regulären städtischen Verkehr auf einer mehr als neun Kilometer langen Strecke durch die Innenstadt. Dafür sind mehr als 50 Ampeln und eine Klappbrücke für die Infrastruktur-zu-Fahrzeug (I2V) und Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation (V2I) aufgerüstet worden, um Daten mit vorbeifahrenden, vernetzten Fahrzeugen auszutauschen. Darüber hinaus erprobt Hamburg derzeit den Transport von Gewebeproben von Krankenhäusern zu Speziallaboren per Drohne. Diese schnelle und umweltfreundliche Variante könnte ab 2022 Rettungswagen oder Taxi ersetzen.

Erschienen Dezember 2021 in Nachhaltiges Deutschland